Lage in Ostukraine weiter unruhig. OSZE-Vorsitzende besuchte Donbass
Die Woche, die jetzt vergeht, war auch nicht ruhig. Die Waffenruhe wurde an keinem einzigen Tag eingehalten. Die Zahl der feindlichen Provokationen gegen die Einheiten der ukrainischen Armee war aber nicht hoch und schwankte zwischen 1 bis 5. An den ersten 2 Wochentagen wurden die niedrigsten Zahlen der Beschießungen festgestellt. Und dabei waren auch die von den Minsker Vereinbarungen verbotenen Waffen im Einsatz nicht. Danach unternahm der Gegner mehr Aktivitäten und verwendete für die Beschießungen auch die verbotenen Waffen - hauptsächlich die 120-mm-Minenwerfer. Infolge der Kampfhandlungen haben die Antiterrorkräfte weitere Verluste erlitten: 2 Militärangehörige wurden getötet und 4 - verwundet. Unter feindlichen Beschuss gerieten auch friedliche Ortschaften. Am Mittwoch stand die Siedlung Krymske unter Beschuss mit verbotenen Minenwerfern und am Donnerstag die Siedlung Myroniwske, wo Wohnhäuser und Infrastrukturobjekte beschädigt wurden.
Tief beeindruckt hat die Situation in der Ostukraine den italienischen Außenminister Angelino Alfano, der am Mittwoch als der geltende OSZE-Vorsitzende zusammen mit dem ukrainischen Außenminister Pawlo Klimkin die umkämpfte Region zum ersten Mal besucht hat.
O-TON: Ich will sagen, das ist für mich persönlich unzulässig, dass so etwas, was wir hier im Donbass leider sehen, im Herzen Europas stattfindet. Ich bin der Meinung, jeder soll seine auf sich genommenen Verpflichtungen einhalten, damit wir eine friedliche Beilegung des Konflikts im Donbass erreichen. Als Außenminister Italiens informiere ich über eine Entscheidung unserer Regierung, Finanzmittel in Höhe von 2 Millionen Euro für die Donbass-Projekte von internationalen Organisationen wie das IRK, UNICEF und UN-Welternährungsprogramm bereitzustellen.
Im Rahmen der Donbass-Reise des OSZE-Vorsitzenden hat er die Stadt Mariupol besucht, wo er mit der Leitung der OSZE-Beobachtungsmission die Situation in der Region besprochen hat. Er besuchte auch den Checkpoint für Zivilisten auf der Trennlinie bei der Siedlung Pistschewik im Raum der Asowschen Meeresküste.
100 Jahre der Kruty-Schlacht: Ukrainer gedachten der Helden
Am Montag, dem 29. Januar, jährt sich zum 100. Mal die Schlacht bei Kruty – eine der tragischsten und heldenhaftesten Episoden im ukrainischen Freiheitskampf des zwanzigsten Jahrhunderts. Am 29. Januar 1918 versuchten Kämpfer der Ukrainischen Volksrepublik in einem erbitterten Kampf die vorrückende bolschewistische Armee aufzuhalten. In dieser Schlacht, die sich an der Eisenbahnstation Kruty etwa 130 Kilometer nördlich von Kiew abspielte, waren die Kräfte äußerst ungleich. Auf der ukrainischen Seite kämpften etwa 300 Menschen - meist Studenten und Gymnasiasten aus Kiew. Die bolschewistischen Truppen zählten über 4.000 erfahrene Soldaten. Im fünfstündigen Kampf hat die Hälfte der jungen Ukrainer ihr Leben verloren. Dreißig von ihnen wurden von Rotarmisten brutal hingerichtet, deren Verluste doppelt so groß waren. Militärisch gesehen war das eine Niederlage, doch ergebnislos blieb die Heldentat der 300 Kiewer Studenten und Schüler nicht, sagt der Historiker, Mitarbeiter des Ukrainischen Instituts für Nationales Gedächtnis Jaroslaw Fejsulin.
O-Ton: Für die ukrainische Geschichte, ukrainische Staatlichkeit war diese Schlacht von großer Bedeutung. In dieser Zeit verhandelten Delegationen der Ukrainischen Volksrepublik, des Deutschen Reiches und Österreich-Ungarns über einen Separatfrieden im weißrussischen Brest-Litowsk. Und die Tage, die durch die Schlacht gewonnen wurden, machten es möglich, die Verhandlungen bis zum Ende zu führen und den Frieden zu schließen.
Doch weder der Mut der 300 Kiewer Studenten noch der Friedensvertrag mit den Mittelmächten konnten den ersten ukrainischen Staat des zwanzigsten Jahrhunderts retten. Die Ukrainische Volksrepublik hörte schon 1920 auf zu existieren. In der sowjetischen Ukraine war die Schlacht bei Kruty 70 Jahre lang ein Tabu-Thema, die Erinnerung an die Heldentat der 300 Kiewer Studenten und Gymnasiasten lebte aber weiter – vor allem in der ukrainischen Emigration. Und in der unabhängigen Ukraine werden die Kämpfer von Kruty offiziell auf staatlicher Ebene geehrt. So hat der Präsident der Ukraine Petro Poroschenko am Montag dem Kiewer Militärinstitut für Telekommunikationen und Informatisierung den Ehrentitel „Kruty-Helden“ verliehen. In seiner Rede wies Poroschenko darauf hin, dass sich die Politik Russlands gegenüber der Ukraine in den vergangenen 100 Jahren nicht geändert hat. Laut Poroschenko gebe es historische Parallelen zwischen den Ereignissen von damals und der heutigen Aggression Russlands. Und die Heldentat der jungen Ukrainer vor 100 Jahren sei seinen Worten nach mit der Heldentat der Verteidiger des Flughafens Donezk zu vergleichen:
O-Ton: Die Zeitstrecke zwischen der Schlacht bei Kruty im Gebiet Tschernihiw und den Kämpfen am Flughafen Donezk macht 97 Jahre aus. Diese Ereignisse sind jedoch von gleicher symbolischer Bedeutung. Der Feind ist derselbe. Und die Kruty-Helden genauso wie die Cyborgs sind zu symbolischen Verteidigern der Heimat geworden, die sich die nächsten Generationen von Verteidigern zum Vorbild nehmen werden.
Später hat der Präsident der Ukraine Petro Poroschenko gemeinsam mit seiner Frau Maryna Poroschenko sowie den Vertretern der Regierung und der Öffentlichkeit Blumen an das Denkmal für Kruty-Helden in Kiew niedergelegt. Die Gedenkveranstaltungen fanden ukraineweit statt.
Ukraine verabschiedete sich vom ihren ersten Weltraumfahrer Leonid Kadenjuk
O-TON: Wenn man auf die Erde von oben schaut, ist sie sehr schön. Auf diesem schönen Planeten soll auch das Leben schön sein. Wenn man aber daran denkt, wie wir leben, kommt man zum Schluss, dass das Konzept unserer Existenz geändert sein soll.
sagte in einem seiner letzten Interviews dem Ukrainischen Hörfunk der ukrainische Raumfahrer Leonid Kadenjuk. Am Freitag verabschiedete sich die Ukraine von ihrem ersten und bisher einzigen Kosmonauten. Er starb im Alter von 67 Jahren an einem plötzlichen Herzanfall am Mittwoch. Leonid Kadenjuk erzählte, er habe sich noch als Schüler nach dem Raumflug von Juri Gagarin fest entschlossen, Kosmonaut zu werden. Seitdem bewegte er sich Schritt für Schritt auf diesem Wege. Um an die Höheren Fliegerschule in Tschernihiw zu studieren, hat der 16-jährige Junge sein Geburtsdatum verändert und um ein Jahr älter geworden. 1976 trat er der Kosmonautengruppe bei und bereitete sich zum Raumflug mit dem sowjetischen Raumfähre „Buran“. Für diesen Flug wurden 9 aus 800 Kandidaten gewählt. Unter ihnen war auch Leonid Kadenjuk. In dem Weltraum ist er jedoch erst zu den Zeiten der unabhängigen Ukraine geflogen. Am 19-ten November 1997 stieg er im amerikanischen Spaceshuttle „Columbia“ ins All. Dort stellte er biologische Experimente an. Eduard Kusnezow, der Berater des Leiters der ukrainischen staatlichen Weltraumfahrtagentur, der Leonid Kadenjuk persönlich kannte, erinnert sich daran, warum eben Kadenjuk der erste ukrainische Raumfahrer war.
O-TON: Am Wettbewerb nahmen 28 Kandidaten teil. Die Kommission hat 4 ausgewählt. Aus diesen 4 hat sowohl unsere als auch amerikanische Kommission Leonid Kadenjuk gewählt, denn er war am besten fachlich vorbereitet.
Leonid Kadenjuk war auch als Wissenschaftler tätig. Er veröffentlichte 5 wissenschaftliche Arbeiten. Er traf sich gerne mit der Jugend. Der Raumfahrer Leonid Kadenjuk war und bleibt Vorbild für diejenigen, die ihre Träume in die Tat umsetzen wollen.